Ausgangslage
Das Gebäude Elfenaustrasse 10 im Herzen der Stadt Biel im Quartier Pasquart ist ein Werk des Architekten Otto Stücker. Dieser Architekt ist auch bekannt für seine Entwürfe emblematischer Gebäude wie das neue Postgebäude in Biel und andere interessante Bauten wie die berühmte Mido-Fabrik. Das Gebäude zeichnet sich durch seinen typischen Stil der 1950er Jahre aus, der mit besonderem Augenmerk auf Harmonie und Funktionalität entworfen wurde. Es besteht aus drei bewohnbaren Stockwerken, einem vollständigen Keller und einem Dachboden, was ein sehr angenehmes Wohnambiente bietet. Jedes Stockwerk beherbergt zwei geräumige und helle Wohnungen, eine mit drei Zimmern und die andere mit vier, beide mit sorgfältig entworfenen Grundrissen, um den Anforderungen ihrer Zeit gerecht zu werden. Ihre Anordnung umfasst auch zwei Balkone pro Wohnung, die den Bewohnern einen privaten Aussenbereich bieten.
Die im Erdgeschoss gelegenen Wohnungen geniessen einen zusätzlichen Vorteil: direkten Zugang zu einem grünen Garten über eine Treppe von ihrem Balkon oder ihrer Terrasse aus, was einen wahren städtischen Zufluchtsort darstellt. Im Keller des Gebäudes befinden sich die wesentlichen Einrichtungen wie die Heizungsanlage, eine Waschküche, ein Trockenraum sowie dedizierte Lagerräume, einschliesslich Kellerabteilen und einem Fahrradraum, die Praktikabilität und Komfort für die Bewohner gewährleisten.
Im letzten Stockwerk ist jedem Mieter ein Dachboden zugeordnet, der zusätzlichen Lagerplatz bietet, obwohl er wenig genutzt wird. Die Immobilie umfasst auch eine Doppelgarage und eine Einzelgarage, deren Abmessungen nicht mehr den aktuellen Normen entsprechen.
Die Architektur von Otto Stücker wird durch charakteristische Elemente wie die "blumenfenster" die "schattenfuge", die einen subtilen Übergang zwischen Fassade und Dach schafft, sowie durch eine originelle Ausdrucksweise der Balkone aufgewertet. Diese, mit ihrer nicht orthogonalen Geometrie und ihrer Verkleidung aus gewelltem Metallblech, verleihen dem Ensemble eine einzigartige ästhetische Note, die Stückers Liebe zum Detail widerspiegelt.
Die exklusive Wohnlage des Gebäudes, seine zentrale Position sowie sein Potenzial für Renovierung und Verdichtung machen es zu einer attraktiven und vielversprechenden Investitionsmöglichkeit, die historischen Wert und modernen Komfort vereint.
Projektbeschrieb
Das Projekt, das in zwei wesentlichen Phasen strukturiert ist, stellt einen signifikanten Schritt in der Aufwertung des Gebäudes dar. Die erste Phase, die sich auf die energetische Sanierung konzentriert, ebnet den Weg für eine zweite Phase, die der Verdichtung des Gebäudes gewidmet ist, gekennzeichnet durch die Hinzufügung eines Mansardendachs, das entworfen wurde, um zwei neue Wohnungen zu beherbergen.
Während der ersten Phase wurde eine detaillierte Untersuchung durchgeführt, um die Energiegewinne mit dem Respekt vor der ursprünglichen Architektur in Einklang zu bringen, was einen sowohl vorausschauenden als auch ethischen Ansatz darstellt. Diese Phase profitierte von der erfolgreichen Zusammenarbeit mit einem Bauphysiker, was zu einer optimalen und respektvollen Lösung führte. Die Entdeckung eines Konstruktionsleerraums innerhalb der Fassade spielte eine Schlüsselrolle, da sie die Einspritzung eines Isoliermaterials ermöglichte, das die thermische Leistung erheblich verstärkt, ohne die ästhetische Aussenansicht zu beeinträchtigen. Die Anwendung eines 40 mm dicken Isolierputzes, der aus dieser Blasmethodik resultiert, verkörpert die Verbindung zwischen Energieeffizienz und ästhetischer Bewahrung. Besondere Aufmerksamkeit wurde darauf gelegt, die in die Fassade integrierten Rollläden zu erhalten, sowie den Austausch der vorhandenen Fenster durch Holz-Metall-Fenster mit Dreifachverglasung, die Leistung und Ästhetik vereinen. Der Ersatz des Gasheizungssystems durch eine ökologische Holzpelletlösung und die Installation von Photovoltaikpaneelen auf dem neuen Dach verstärken weiter die positive energetische Dimension des Projekts.
Die zweite Phase des Projekts, die sich auf die Verdichtung konzentriert, verwandelt das aktuelle Dach in eine raffinierte Mansardenstruktur, maximiert den verfügbaren Raum und integriert harmonisch zwei neue Wohnungen. Diese leichte und vorgefertigte Holzkonstruktion unterstützt die neue Konfiguration und bietet ein warmes und umweltfreundliches Zuhause. Von unten betrachtet bietet das Dach das Aussehen eines Flachdachs dank eines vorspringenden Dachüberstands und endet mit einer "schattenfuge", während das Mansardendach selbst mit gewelltem Eternit bedeckt ist, das subtil die Ästhetik der ursprünglichen Bauzeit reinterpretiert und sich in die Dachlandschaft der Stadt Biel einfügt. Die unter diesem Dach eingerichteten 3,5-Zimmer-Wohnungen verfügen über eine intelligente Anordnung mit offenen Wohnbereichen vom Wohnzimmer zur Küche, die eine Fliessfähigkeit in der Verteilung der Räume fördert und die Schlafzimmer geschickt mit grossen Dachfenstern trennt. Das Wohnzimmer öffnet sich zu einem grossen Balkon, und die Küche mit einem französischen Fenster übernimmt die Abmessungen der unteren Öffnungen und trägt zur architektonischen Identität des Gebäudes bei. Der bedeutende Eingriff in das Gebäude ermöglicht auch die Installation neuer technischer Schächte, um die Anlagen der bestehenden Wohnungen für zukünftige Renovierungen zu verbinden. Um den Komfort der Bewohner zu gewährleisten und den aktuellen Normen zu entsprechen, sind allgemeine Verbesserungen vorgesehen, wie die Umwandlung der bestehenden Garage in einen Fahrradraum, die Anpassung der Balkone und Geländer für die Sicherheit. Aufgrund des Umfangs des Eingriffs wird die Trennung von Abwasser und Regenwasser zu einer integrierten Notwendigkeit des Projekts, begleitet von Landschaftsbauarbeiten und der Einrichtung eines Spielplatzes im Garten.
Diese sorgfältige Vorgehensweise illustriert das Engagement des Projekts, Energieeffizienz und architektonische Treue zu verbinden, und positioniert das Gebäude in einer Perspektive nachhaltiger Entwicklung und ästhetischer Verfeinerung, während gleichzeitig die wirtschaftliche Lebensfähigkeit gewährleistet wird.
Objekt | Energetische Sanierung und Wohnraumverdichtung Biel-Bienne |
Bauherrschaft | Susanna Mühlethaler & Bruno Bernet |
Jahr | 2024-2025 |
Planungsverfahren | 10 Monate |
Ausführung | 2024-2025 |
Mitarbeit | Gilbert Woern / Cansu Yücel / Hasan Yaman |
Zusammenarbeit mit | Bauleitung Itreas GmbH Bauingenieur Baukonstrukt GmbH Biel-Bienne Bauphysiker Prona AG Biel-Bienne |
12.03.2024