Die Anlage des heutigen Alters- und Pflegeheims Kühlewil, oberhalb von Kehrsatz bei Bern in der Gemeinde Wald gelegen, wurde 1892 als Armenanstalt der Stadt Bern in Betrieb genommen.
Der symetrische, U-förmige Grundriss des Haupthauses, bildete zusammen mit dem westseitigen Querbau einen geschlossenen Innenhof, welcher in der Achse mit einer Trennmauer zweigeteilt war. Die Symetrie im Grundriss und die Unterteilung im Hof ergab sich durch die getrennten Nutzungen der Männer- und Frauenabteilungen. In mehreren Etappen 1925, 1950 und 1970 ist das Haupthaus zum Hof erweitert worden.
In den 1980er Jahren wurde die Anlage nordseitig durch einen schräg zum Haupthaus liegenden Pflegetrakt (heutiges Blumenhaus) erweitert. Im gleichzeitig als Gelenk und Verbindung zum Haupthaus Nord erstellten Wirtschaftstrakt wurden die Küche, Wäscherei, Gärtnerei, Anlieferung und Haustechnikzentrale eingebaut.
Der Wandel der letzten Jahre in der Pflege und der Betreuung von alten Menschen, bedingt v.a. durch eine stärkere Betreuung von Pflegefällen, aber auch von an Demenz erkrankten Menschen, führte dazu, dass sich das Alters- und Pflegeheim Kühlewil ein neues Pflegeleitbild erarbeiten musste. Die bestehende Bausubstanz in Kühlewil konnte den neuen Pflegeanforderungen nicht genügen, weshalb die Stadtbauten Bern (heute Hochbau Stadt Bern) im Sommer 2005 einen öffentlichen, einstufigen Projektwettbewerb ausschrieben, welchen die Binggeli Architekten SIA (heute 123architekten gmbh), Biel mit ihrem Projekt „Piranha“ gewinnen konnten. Das Umbau- und Erneuerungsprojekt ist, soweit finanziell verkraftbar, in Anlehnung an das neue Pflegeleitbild des Heims entwickelt worden.
Durch den Umbau ist die Hierarchie der verschiedenen Gebäude in der Gesamtanlage wieder hergestellt worden. Haupthaus Mitte, Lindenhof und Wiesenhaus bilden den Kern der Anlage. Der bestehende Park an der Ostseite, der Garten für die an Demenz erkrankten Bewohner/innen im Norden vom Blumenhaus, die bestehende Gärtnerei, der neue Obstbaumgarten westlich vom Wiesenhaus und die ergänzte Baumreihe entlang der Südseite ergeben einen grünen Ring um die Anlage und binden sie in die Landschaft ein.
Mit dem neuen Wiesenhaus wurde der Hofraum gegen Westen leicht geöffnet. Die luftigere und leichtere Stimmung soll, zusammen mit der Neuinterpretation eines Bauerngartens, den Hof zusätzlich beleben und entspricht der Offenheit des heutigen Pflegeleitbildes. Im Wiesenhaus sind 36 Einzelzimmer untergebracht.
Der Umbau des Haupthauses umfasst die komplette Innensanierung sämtlicher bewohnten Geschosse. Alle Wohnbereiche wurden den heutigen Anforderungen gerecht umgebaut mit Aufenthalts- und Essbereichen, die Zimmer wurden erneuert und mit individuellen Nassräumen ausgestattet. Sämtliche Installationen (Elektro, Sanitär, Heizung) wurden ersetzt und es wurde eine Lüftung eingebaut. Aussen wurde die Fassade saniert und der Eingangsbereich umgestaltet.
Der Mitteltrakt vom Haupthaus ist Drehscheibe der Anlage geworden. Vom Haupteingang mit Anmeldung und Sekretariat kommt man direkt zu allen öffentlichen Nutzungen (Restaurant, Cafeteria etc.), zu den Büros und allen Gemeinschafts- und Therapieräumen (Mehrzweckraum, Saal mit Bühne, Coiffeur, Podologie, Physio- und Ergotherapie etc.). Sämtliche Dienstleistungen sowie die Toilettenanlagen befinden sich nun an zentraler Lage.
Die bestehenden, ehemaligen Esssäle (heute Saal und Restaurant) wurden in ihrer ursprünglichen Raumproportion wieder hergestellt und die Anbauten zum Hof aus den 1950er und 1970er Jahren durch neue Anbauten (Bibliothek und Cafeteria), welche an Hotellauben aus dem 19. Jahrhundert erinnern, ersetzt.
Nach dem Umbau und der Erweiterung der Anlage bietet das Alters- und Pflegeheim Kühlewil 160 Betten in unterschiedlichsten Zimmern an, für die verschiedensten Bedürfnisse in der Pflege von alten Menschen. So leben nebst altersbedingten Pflegebedürftigen auch an Demenz erkrankte, sucht- und psychisch kranke Menschen in Kühlewil. Die Vielseitigkeit der Pflegeangebote und der Zimmertypen, die neuen, grosszügigen Wohn-, Ess- und Aufenthaltsbereiche, die neue Gestaltung des Haupteingangsbereichs mit Restaurant, Cafeteria und der Öffnung zum Hof, aber auch die Öffnung des Hofs nach Westen mit dem Bauerngarten machen den Aufenthalt im Alters- und Pflegeheim äusserst attraktiv.
Objekt | Alters- und Pflegeheim Kühlewil - Neubau Wiesenhaus und Umbau Altbauen |
Bauherrschaft | Hochbau Stadt Bern (HSB) |
Jahr | 2005: Wettbewerb 2006 - 2012: Projektierung 2013 - 2019: Realisierung |
Bauzeit | Mehrere Etappen |
Baukosten | Gesamtkredit: CHF 32.5 Mio, BKP 1-9 |
Mitarbeit | Dominik Wolf, Projektleitung / Maide Mustafi / Tomas Quintero / Jana Fuchs / Manuel Amate / Jan Scheidegger / Franziska Mosch / Sara Holzapfel / Andrea Lauener / Claudine Gasser / Eveline Schenk / Madeleine Bodmer / Tobias Häfliger / Simon Binggeli / Gilbert Woern |
Zusammenarbeit mit | Bauleitung Oliver Minder, L64 Architekten, Bern Bauingenieur WAM Planer und Ingenieure AG, Bern Elektroingenieur Michel Strub, Herrenschwanden HLK-Ingenieur Gruner Roschi AG, Köniz Sanitäringenieur Matter + Ammann AG, Bern Bauphysik Grolimund & Partner AG, Bern Lichtplanung bürolicht AG, Ittigen Gastroplanung: hp misteli Hotel- und Gastrokonzepte, Bern Landschaftsarchitektur égü Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich Signaletik nulleins Kommunikationsdesign Bern Kunst und Bau Reto Camenisch, Bern |
Neubau Wiesenhaus
Grundriss EG